Aan de Thek


An der Theke stehen die unterschiedlichsten Typen – vom hochintelligenten Kopf bis hin zum  letzten Dorfdepp. Und das Erstaunliche ist, alle verstehen sich. Es kommt zwar ab und zu mal zu einem Streit, dann fliegen auch schon mal die Fetzen, aber das ist meistens schnell wieder vergessen. Und eine Sache verbindet sie alle. Wenn das Telefon klingelt, dann rufen mindestens drei Mann gleichzeitig: „Isch benn net he!“ Mein Vater ist schon dazu übergegangen zu fragen, wenn das Telefon läutet: „Wer von üsch öss net do?“

 

In der Ecke an der Theke stehen meistens die „Knobel-Männ“. Oft genug hört man schon von weitem, wie sie den Knobelbecher auf die Theken knallen. Mein Vater ist übrigens auch mit Begeisterung dabei. Mit „Ernesto“ Mosdzien spielt er immer um die Zeche – doppelt oder nichts. Gewinnt Ernesto braucht er sein Bier nicht zu bezahlen, gewinnt mein Vater muss Mosdzien den doppelten Rechnungsbetrag hinlegen. Die Knobler brauchen schon fast eine eigene Sekretärin. Jeder von ihnen hat einen Deckel, der oben am Thekenhimmel hinterlegt ist. Wenn sie dann aufhören mit Knobeln werden Striche und Kreuze (Gewinn und Verlust) gegeneinander aufgerechnet und auf den Deckel übertragen.

 

Dann gibt es da noch die „Automatenhengste“, die haufenweise Geld in die Spielautomaten werfen. Manche sind so versessen darauf, dass sie von einer Thekenecke zur anderen hetzen, weil sie an beiden Automaten gleichzeitig spielen. Meine Mutter ist übrigens auch eine große Spielernatur und gewinnt auch oft - zum Leidwesen meines Vaters. 

 

Wochentags wird die Kneipe morgens um elf Uhr geöffnet. Dann stehen aber auch schon die ersten Gäste vor der Tür. Das ist die „Rentner-Gang“ und die, die gerade Urlaub haben oder vielleicht krankgeschrieben oder arbeitslos sind (von letzteren gibt es in Odendorf glücklicherweise wenig). Dann werden die letzten Neuigkeiten ausgetauscht. Oft werden Überlegungen gestartet warum das eine oder andere passiert ist, und dem nächsten der hereinkommt als Wahrheit weitererzählt. In der Kneipe kann man das Entstehen eines Gerüchtes in allen Einzelheiten verfolgen. Schon oft genug hat mein Vater das ausprobiert.