35. Zarah L.

 

Obwohl mein Vater bestimmt ein idealer Kandidat für ein politisches Amt wäre hält er sich in dieser Hinsicht zurück. Er ist parteiübergreifend wenn er lobt oder kritisiert, und für „Vereinsmeierei“ hat er für sich persönlich nicht  viel übrig. Seine „Neutralität“ trägt dazu bei, dass Parteien aller Couleur sich in der Kneipe wohlfühlen und dort ihre Versammlungen und Feiern abhalten. So ist es mit Sicherheit als bösartige Unterstellung einzustufen, wenn man behauptet folgender Vorfall sei von meinem Vater mit Absicht herbeigeführt worden. 

 

Die SPD hatte in der Kneipe eine besondere Feier, bei der sogar Frau  Matthäus-Meier als Gast zugegen war. Als Überraschung für alle war der Auftritt von Michael Althausen von der Kabarett-Gruppe „Camouflage“ als Zarah Leander eingeplant. Er hatte sich bereits im „Mafia-Zimmer“ umgezogen und sollte nun „singend“ zur Eingangstür hereinkommen. Mein Vater sollte auf ein Zeichen hin die Musik per Knopfdruck anstellen, da natürlich der Gesang per Playback vom Band kam. Die Überraschung wurde angekündigt, alle warteten gespannt, was nun kommen würde. Die Tür ging auf, „Zarah Leander“ schwebte mit großen Gesten herein. Sie öffnete zwar den Mund, aber kein Ton war zu hören. Mein  Vater hatte schlichtweg vergessen den Knopf zu betätigen.